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Die Schauspielerin und das Urania Theater Köln

Das Urania Theater

Im Herbst 1985 eröffneten Claudia Howard und Kurt Lambrigger in Köln mit dem Urania Theater das erste Kölner Stadtteiltheater. Das ehemalige Kino lag nicht im Zentrum, sondern in einem alten Arbeiterviertel, in der Nachbarschaft von Günter Wallraff in Ehrenfeld. Dieses Umfeld war zunächst eher zufällig, passte aber gut zum Konzept der beiden Schweizer Theatermacher. Mit ihrem Spielplan, dessen Schwerpunkt neben Ur- und Erstaufführungen auch bei Schweizer Autoren lag, eroberten sie sich schnell Beachtung und Respekt bei Presse und Publikum. Besonders mit ihren Gemeinschaftsproduktionen, den Einpersonen-Stücken, gespielt von Claudia Howard und inszeniert von Kurt Lambrigger, verschafften sie sich nicht nur überregional, sondern sogar im Ausland grosse Anerkennung.

Für ihre Gastspiele am Stadttheater Chur mit "Kindereien" von Raymond Cousse und "Commedia" von Gerold Späth, beides Regie: Kurt Lambrigger, erhielt Claudia Howard 1990 einen Kultur- Förderpreis des Kantons Graubünden.

Für die Aufführung von "Sindbadland" von Gerold Späth, Regie: Kurt Lambrigger, erhielt das Urania Theater ebenfalls 1990 den 1. Kölner Theaterpreis.


"Kindereien" von Raymond Cousse Deutschsprachige Erstaufführung

Horst Ziermann in DIE WELT", 5. Juni 1986:

....Dazu gehört ein wahrer Tausendsassa. Aber den hat man in Köln, in Gestalt von Claudia Howard. Sie schlüpft nicht nur mühelos in die Knabenrolle, sie macht auch die "imaginierten" Mitspieler dermassen lebendig, dass es eine Lust ist, ihr zuzuschauen.

"Commedia" von Gerold Späth, Uraufführung

Annelie Odry im "Kölner Express", 21. März 1988:

Theaterchefin spielt sich durch 28
Rollen:


"Commedia" in Köln uraufgeführt.
"Eine verrückte Touristengruppe in einem nicht weniger verrückten Museum: Ein Sägereibesitzer aus Oregon, Fräulein Schmidheini aus Winterthur, ein Genetiker im Ruhestand aus Tahiti, der japanische Athler "Nippons Donner", eine griechische Kurtisane.

Insgesamt 28 Typen stellt die Kölner "Urania"-Theaterchefin Claudia Howard in der Uraufführung von "Commedia" dar. Vor allem aber ist sie der taube Museumsführer, der bis zum teuflischen Ende durch Säle mit Kuriositäten bis hin zur Totgeburt in Spiritus führt.

Diese bravouröse Hosenrolle schneiderte ihr Mitprinzipal Kurt Lambrigger auf den Leib. Es ist die Bühnenfassung eines Teils aus dem Roman "Commedia" von Gerold Späth, der den von Günter Grass gestifteten Alfred-Döblin-Preis erhielt.

Die bildkräftige Vorlage, die auch mal unter die Gürtellinie geht, wurde in Claudia Howards Zweistunden-Solo zum kulinarischen Hör- und Sehvergnügen. Starker Premierenbeifall im ausverkauften Haus."

Michel Raus im "Letzeburger Journal" vom 26./27. März 1988:

"....So und nur so wird Theater gemacht, Theater gemacht, so, nur so ist die Bühne als Welt- und Menschenspiegel zwischen allen Staatstheater-Tischen, Ionesco-Stühlen und Beckett-Bänken stimmig....

P.S. Übrigens, Urania = die Himmlische, himmlisch seit dem 18. März in Köln-Ehrenfeld Claudia Howard....."

Renate Bach im "Kölner Stadt-Anzeiger", 23. März 1988:

"Grotesker Reigen, aufregend getanzt......Gewiss, verschlungen und kunstvoll ist dieser Totentanz, aber Claudia Howard tanzt ihn sehr aufregend".

"Neuen Bündner Zeitung", 15. September 1988:

"...Claudia Howard vollbringt eine Meisterleistung, sprachlich perfekt und nuanciert, die Mimik differenziert und selbst in der Gebrechlichkeit ihrer Rolle, kraftvoll und frisch. Die Spannung dauert bis zum letzten Augenblick an."....

"Sindbadland" von Gerold Späth, Uraufführung

Renate Bach im "Kölner Stadt-Anzeiger", 1. Mai 1990:

"Das Urania-
Theater hat die Welt in einen schwarz
grauen Quader, eine kalte unwirtliche Insel eingefroren. Irgendwo schwappt Wasser, werden dunkle Saiten gestrichen. Gerold Späths "Sindbadland" mit seinen irr-witzelnden Bewohnern arbeitet sich hier dem Untergang entgegen. Wieder ein höchst absonderliche Apokalypse des Rapperswiler Rabelais, bei der es Späths skurriles Panoptikum höchstselbst auf der schwarzdrohenden Untergangsinsel umtreibt....Man könnte sich zu Tode hohnlachen mit Gerold Späth und der Urania-Truppe über dieses verrückte Leben....."

"Theater-Rundschau", Mai 1991:

"Das Urania-Theater, das den ersten Kölner Theaterpreis im ersten Jahr seiner Vergabe entgegennehmen konnte, bleibt sich auch mit seiner grossen Frühjahrsproduktion treu. Es beweist einmal mehr den Mut zum Risiko, weicht nicht auf Publikumsmagnete, etwa alternative Komödienstadeleien oder die ausgeruhte klassische Literatur, aus, sondern nimmt mit aussergewöhnlichen Ausgrabungen oder Eigenproduktionen lieber auch einmal das Scheitern mit Haltung in Kauf."

Renate Bach im "Kölner Stadtanzeiger", 26. Oktober 1990:

"...Rund 30 Produktionen hat das Vollbluttheaterteam in den letzten fünf Jahren vorgestellt und sich Respekt erspielt.....Zum Beispiel werden sich Besucher noch lange an Claudia Howard's "Commedia" , an ihre "Kindereien" und an die hübsch ziselierte, bizarre Apokalypse "Sindbadland" erinnern.

Das überregionale Interesse am Urania-Theater ist genau so gross wie das heimische....

Barbara aus der Wiesche "Kölner Stadt-Anzeiger", 12. Dezember 1990:

Den ersten Kölner Theaterpreis für private Bühnen vergeben

...Rund 40 freie Theater und Schauspielgruppen gibt es in Köln....Der Hauptpreis, 20.000 Mark, ging an das Urania-Theater für die Aufführung von Gerold Späths "Sindbadland"...Michael Heitkämper, Kulturredakteur bei RTL, lobte das Urania-Theater für seine "ausserordentliche Experimentierfreudigkeit, fernab von einer Stadttheaterdoublette mit Klassikerspielplan, der erst mal auf Nummer Sicher geht"...."

"Strategie eines Schweins" von Raymond Cousse

(Regie: Katharina Eisenlohr)

Gabriele Markus in der "Kölnische Rundschau", 28. April 1992:

"Was tut ein Schwein zwölf Stunden vor seiner Schlachtung? Es lässt sein Leben zwischen Geworfenwerden und Geschlachtetwerden Revue passieren und zieht Bilanz des vorgezeichneten Weges vom Mutterleib in die Konservendose. So jedenfalls in dem Stück "Strategie eines Schweins" von Raymond Cousse. Der französische Autor hat sich in die Seele eines Schweins versetzt, um aus der Perspektive des vier Quadratmeter grossen Schweinekobens die Existenz des Menschen zu beleuchten.....Viel Beifall für die schauspielerische Leistung Claudia Howards in diesem anstrengenden Monolog."

Michael Meiger in der "Theater-Rundschau" Juni 1992:

"Boxhandschuhe sind über die Klauen gestülpt, hin und wieder nur noch ein kaum unterdrücktes Grunzen und Quieken: Hier ist die Inszenierung ganz nah an Kafkas Akademie-Monolog.....

......Claudia Howard gelingt ein furioses Solo mit nuancierter Steigerung der Effekte..."

Marcus Bäcker in der Kölner "Stadtrevue" , Juni 1992:

"Eingepfercht von den Zuschauerrängen lässt Claudia Howard buchstäblich die Sau raus, suhlt sich auf dem Boden, verkriecht sich in die Ecken, steigt auf einen Hocker, hängt in den Seilen, duckt sich, streckt sich, rennt und trippelt, philosophiert, doziert, karikiert, grunzt, lacht und schreit. In ihrer Darstellung treffen sich der Mensch im Schwein und das Schwein im Menschen und reichen sich die Pfoten zur furiosen Selbstentblössung."

Schauspieler, die ihren Weg am Urania Theater begonnen haben:

Katy Karrenbauer:

"Ich und Du und der Himalaya" Kinderstück, 1985

mit Claudia Howard

"Spelterini hebt ab" von Lukas B. Suter, 1986

mit Edith Behleit

"Cowboy Mouth" von Sam Shepard, 1986

mit Andreas Ramstein

Sigo Lorfeo:

"Alles Klar" von Urs Widmer, 1988

mit Ali Sommer und Bettina Marugg

"Sindbadland" von Gerold Späth 1989

Martin Armknecht:

"Casanovas Babys" von Jean-Claude Danaud, 1990


Und andere, die sich nicht zu schade waren:

Mariele Millowitsch:

"Stromaufwärts" von Alan Ayckbourn, 1991

mit Claudia Howard, Regie: Katharina Eisenlohr

BRINGS

"Die Ehrenfeld Revue" mit Texten von Günter Wallraff

Ralph Giordano und anderen, 1989

Mit: Sigo Lorfeo, Bettina Marugg, Claudia Howard, Dietrich Schwarz

Und: Rolly Brings, Peter Brings, Stephan Brings, Harry Alfter


Und viele mehr.....

Das Ende

"Zusammen haben sie das schier unmögliche gewagt und geschafft: In Ehrenfeld ein eigenständiges Theater mit zeitgenössischen Stücken zu etablieren. Mit der Gründung des Urania.... schrieben die beiden Schweizer Immis Claudia Howard und Kurt Lambrigger ein wichtiges Stück Kölner Theatergeschichte....

....Die Kräfte zehrende Arbeit fordert nun ihren Tribut: Nach 8 Jahren zieht sich Claudia Howard aus der Leitung des Urania zurück....

...C.H. übergibt ein gut bestelltes Haus; als Schauspielerin und Künstlerische Leiterin hat sie den guten Ruf des Urania begründet."

Michael Meiger in der "Stadtrevue", April 1993


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